Dienstag, 17. September 2013

Adresse

Ach ja, für alle, die mir etwas schicken wollen (ich freue mich wahnsinnig über Briefe ;-) ), ist hier meine frisch herausgefundene Adresse:

Anastasia Sibirtseva
c/o Dr. Rajendra Khimani
Gujarat Vidyapith
Nr. Income Tax Office
Ashram Road
Ahmedabad - 380014
Gujarat, India

Erwartungsvolle Grüße,
euer pineapplechen

P.S.: wer im Gegenzug von mir Post erhalten möchte, kann mir gerne seine oder ihre Adresse per Facebook, E-Mail oder auf anderem Kommunikationsweg zukommen lassen :-)

Sonntag, 15. September 2013

Willkommen und Abschied

Ich weiß, die Überschrift ist nicht besonders kreativ und es hat schon einmal jemand dieselben Worte verwendet, aber ich finde sie ziemlich passend und wenn ihr wissen wollt, warum, dann müsst ihr nur diesen Post weiterlesen :-)
In den letzten zwei Wochen haben Lisa und ich uns eine Art Alltag eingerichtet. Hof fegen, Arbeit in den Departments, später auch Gujaratiunterricht und dazwischen Erkunden der Stadt, die Suche nach dem besten Essen oder einfach nur auf dem Balkon sitzen und, gekühlt vom Ventilator, Lesen der zahlreichen Bücher aus unserer "Privatbibliothek". Auch die Registrierung bei der Polizei haben wir inzwischen hinter uns: ein großes bürokratisches Durcheinander mit lagen Wartezeiten und vielem Hin und Her.
Doch vor einigen Tagen änderte sich die Situation. Zuerst kamen Judith und Romolo aus Deutschland und Amerika, um an dem morgen beginnenden International Non-Violence Workshop teilzunehmen. Am Tag darauf kamen noch zwei Leute und inzwischen sind wir zu zehnt, eine internationale Gruppe (Deutschland, Amerika, Australien, Mexiko und Brasilien) und heute sollen noch einige Leute mehr kommen. Neue Gesichter, neue Geschichten und Gedanken, viel Freundlichkeit und Gelächter erfüllen jetzt den Durchgangsbalkon vor unserem Zimmer. Wir sitzen jetzt täglich zusammen an den drei Tischen, die hier stehen, essen zusammen in der Kantine und trinken auch mal einen Chai.
Vorgestern wurden wir von unseren mexikanischen Nachbarn zu einem Abendessen in das Shiva Cafe eingeladen, ein interessantes Projekt, das auf dem Prinzip des freiwilligen Gebens basiert. So besteht das Personal, abgesehen von einem oder zwei fest Angestellten, ausschließlich aus Freiwilligen, die jeden Abend ein anderes Mehrgängemenü für die Gäste zubereiten, von dem man so viel essen kann, bis man satt ist und sich selbst aussuchen kann wie viel man dafür bezahlt. Die Philosophie des Cafes beruht also darauf, dem Gast das Essen als Geschenk zu geben, ohne die Erwartung einer Gegenleistung, was bekanntlich die höchste Form des Gebens ist. Der Gast entscheidet dann, wie viel ihm das Geschenk wert ist, wie viel er dafür zurückgeben kann und will. Somit entsteht ein Kreislauf, in dem Gäste, die mehr haben, im Vorraus für die bezahlen, die wenig oder nichts besitzen und diese dann die Möglichkeit haben, satt zu werden. Ein meiner Meinung nach sehr schönes Projekt, das den Geist des Hinduismus und vieler anderer Religionen besser wiedespiegelt als viele andere, auch religiöse, Projekte und Einrichtungen.
Gestern hat uns Pushbak dann zur Alpha-Mall verfrachtet (habe ich dirse schon erwähnt? Angeblich dir größte un Ahmedabad, was man bei ihrem Anblick gerne glaubt, und mit vielen teuren, westlichen Geschäften). Zuerst wussten wir nicht viel damit anzufangen. Markenklamotten brauchen wir hier nicht, alles ist vergleichsweise teuer, also haben wir das Abenteuer "Supermarkt" gestartet, was tatsächlich eins war, was jeder weiß, der schon einmal mit einer Gruppe von neun Leuten irgrndwo einkaufen war. Nach einem Abendessen im Foodcourt ging es schließlich doch zum kurzen Geschäfteanschauen und danach wieder nach hause, was abends rikshatechnisch nicht immer einfach ist, da die Fahrer sich fast immer weigern, mit Taxameter zu fahren und "fixed prices" verlangen, die meist mindestens das Doppelte des eigentlichen Preises darstellen. Doch wochenlanges Handeltraining hat sich bezahlt gemacht und nach einigem Gerede und dem Einsatz meiner neu erworbenen Gujaratikenntnisse, fiel der Preis plötzlich von 100 auf nur 60 Rupien pro Riksha und bescherte uns eine schöne Fahrt nach hause durch das nächtliche Ahmedabad, welches mit all seinen Lichtern und dem ausnahmsweise einmal nicht ganz so dichten Verkehr (trotzdem haben wir beinahe fast einen Motorradfahrer erwischt, was hier aber nicht ungewöhnlich ist, sodass ich persönlich Menschen mit Herzfehlern oder erhöhtem Infarktrisiko das Rikshafahren nicht empfehle ;-) ) wie immer einen wunderschönen Anblick bot.

Auf der einen Seite gabt es in den vergangenen Tagen also wieder viel Neues zu entdecken, auf der anderen hieß es aber auch Abschied nehmen. Abschied von meinen lieben Mitarbeitern im Book Shop, die immer mit viel Vergnügen meine Gujarativortschritte verfolgt haben und mich nie durstig oder hungrig ließen. Am letzten Tag gab es also ausnahmsweise mal von mir etwas zu essen und zwar eine riesige Platte mit frisch gekauftem und in härtester Handarbeit geschnittenen Obst, über die sich alle ziemlich freuten und mir als Rückabschiedsgeschenk ein Eis spendierten. Auch mussten wir Abschied nehmen von unserem Gujaratilehrer, welcher uns als großen Höhepunkt unserer Gujaratipeoplestudien ein für unsere Region typisches Mahl bereitete und uns in die Geheimnisse des Gastgebens und des Gastseins einweihte. Nur so als Kommentar nebenbei für alle Naschkatzen unter euch: man isst hier das Dessert vor dem eigentlichen Essen ;-) So hat alles traurige also auch seine schönen Seiten und wieder einmal viele Einladungen, doch mal zu Besuch oder zum Essrn zu kommen.

Heute ist unser letzter freier Tag, bevor morgen Mittag das Seminar beginnt und wie endlich alle wichtigen Informationen, unseren Tagesplan und viele neue Gedanken und Eindrücke bekommen.

Liebe Grüße,
Euer pineapplechen

Samstag, 14. September 2013

Krishnas Geburtstagsfest

Vor inzwischen bestimmt mehr als 2 Wochen fand also das große Krishna-Festival statt, von dem ich euch versprochen hatte zu erzählen, laut ansäßigen Mexikanern und unseren Nachbarn das größte und bunteste Fest des Jahres (ok, das bunteste ist vielleicht doch Holy, aber zumindest ist es das größte). Wir haben den Tag ganz entspannt wieder mit Ada und Heidi in einem riesigen, internationalen Buchladen "crossword" gestartet, in dem es eine scheinbar unermessliche Auswahl an englischen, Gujarati- und Hindibüchern aller Genres gibt und man dort glatt einen ganzen Tag verstreichen lassen könnte. Ich habe mir zunächst aber nur einiges Briefpapier und Briefumschläge gekauft (also wer einen Brief haben möchte, bitte mit Adressangabe melden), denn wir haben in unserer Wohnung noch ganze eineinhalb Regale voll mit Büchern früherer Freiwilliger, die alle gelesen werden wollen. Nachdem wir uns schließlich von all den tollen geistigen Eigentum weltweit lebender Autoren losreißen konnten, fuhren wir gegen 10 Uhr abends zu Freunden besagter Mexikaner, einer indischrn Familie, mit der wir dann zum Festival aufbrachen. Dort angekommen, mussten wir erst einmal die vielen Stufen zu einem riesigen Tempel erklimmen, wofür wir jedoch ausreichend belohnt wurden, als wir in die riesige Gebetshalle mit Massen von Menschen blicken konnten, die sich alle versammelt hatten, um Krishnas Geburt zu feiern. Hier habe ich übrigens mein aktuelles Facebook-Titelbild gemacht, welches die Deckendekoration im gerade beschriebenen Saal darstellt.
Zunächst mehr als überwältigt, mussten Lisa und ich mehr oder weniger brutal aus dem Staunen gerissen werden, um von unseren Begleitern nach vorne zum "Altar" durchgeschleust zu werden. Nachdem wir uns durch die Hitze so vieler Menschen gekämpft hatten, sprach eine unserer indischen Begleiterin kurz mit dem zuständigen Sicherheitspersonal und prompt wurden wir in den abgesperrten Bereich direkt am Altar gelassen, der eigentlich nur für die Presse, einige anscheinend wichtige Leute und die Assistenten der Priester reserviert war. Als ich dann meine Spiegelreflexkamera rausholte, waren sich alle sicher, dass auch wir wichtige Leute waren, sodass Lisa für das Fernsehen interviewt wurde und ich UNBEDINGT ein Foto von der Festtagstorte machen musste und sogar von einem Zuständigen explizit zu dieser geführt wurde, damit ich es ja nicht versäume.
Doch zurück zum Ablauf: kurz nachdem wir unsere Plätze vor dem Altarraum eingenommen hatten, wurde ein in glitzernde Kleider gehülltes Kind, welches schrinbar den noch jungen Gott symbolisieren sollte, durch die Menge getragen. Als es vorne bri uns ankam, begannen plötzlich überall im Saal Männer Menschenpyramiden zu bauen und versuchten, die an der Deckr hängenden piniataartigen Schalen mit Süßigkeiten herunterzureißen. Manchen gelang es auf Anhieb, was mit exzessivem Applaus und Jubelrufen begrüßt wurde. Manche Gruppen brauchten etwas länger, doch letztendlich waren alle Süßigkeiten geborgen und vor uns wurde die große Tür um Altarraum geöffnet, was für noch mehr Applaus und Jubelrufe sorgte. Damit begann also der "richtige" Gottesdienst, der von einigen Priestern und Helfern durchgeführt wurde. Jedoch versuchten auch einige besondere gläubige Menschen trotz Absperrung wenigstens einen Blick auf die Gottesstatue zu erhaschen, was bedeutete, dass die Priesterhelfer, die bei uns draußen zum Dienst eingeteilt waren, neben dem ganzen Singen und Preisen jede Menge zu tun hatten, die Leute auf ihren Plätzen zu halten.
Nachdem auch dieser Teil geschafft war, wurden überall in der Menge Süßigkeiten, Äpfel und andere traditionell Snacks verteilt. Eins davon sah sah ziemlich interessant aus, ein wenig wie Jourt und zerfloss schön, wenn man es in die Hand nahm. Obwohl ich keine Ahnung hatte, was genau das war, oder vielleicht gerade, WEIL ich keine Ahnung hatte, ließ ich mir also ein gutes Stück geben und steckte es mir nichts ahnend in den Mund. Nach einigem hin und herschieben im Mundraum durvhlief mich plötzlich die Erkenntniss, dass ich soeben dabei war, ein nicht allzu kleines Stück reinste Butter zu essen, was eindeutig nicht zu meinen Lieblingsspeisen gehört (zumindest nicht in dieser dieser Form) ;-). Sovie, zum Thema "Don't eat from strangers - except from me!" (Der Spruch, den Pushbak, Sekretär von Mister Khimani (Chef von Gujarat Vidyapith) und für uns zuständig, jedem Neuankömmling ans Herz legt).
Nach all den neuen, aufregenden Erfahrungen und vielen Fotos mit fremden Leuten begaben wir uns müde aber glücklich nach hause, jedoch nicht, ohne vorher von der indischen Familie, die uns aufs Festival begleitet hatte, um Essen eingeladen worden zu sein.

Soviel dazu,
Euer pineapplechen